Meine Klientin kam völlig aufgelöst zu unserem ersten Termin. Ich brauchte sie nicht zu ermuntern; ohne Aufforderung begann sie mir zu erzählen, dass sie seit ihrer Kindheit immer wieder den Drang verspürte, sich die Haare auszureißen. Sie wolle das jetzt endlich ändern, erzählte sie mir und zog sich unvermittelt eine Perücke vom Kopf. Zahlreiche kahle Stellen, über den Kopf verteilt, bestätigten meine Vermutung: sie litt unter Trichotillomanie – dem Drang sich die Haare auszureißen.

Trichotillomanie wird laut Definition der Weltgesundheitsbehörde den Verhaltensstörungen zugeordnet. Es handelt sich um eine Störung der Impulskontrolle. Bei den Betroffenen baut sich innerlich eine deutliche Spannung auf. Durch das Ausreißen der Haare kommt es wiederum zu einer Erleichterung und die aufgebaute Spannung entweicht.

Es besteht bis heute keine Klarheit darüber, welche Ursachen hinter dieser Krankheit stehen. In manchen Familien kommt diese Krankheit gehäuft vor, ohne dass man sagen kann, ob es sich um einen genetischen Ursprung oder um das Lernen von anderen Familienmitgliedern handelt. Auch die Häufigkeit, mit der Trichotillomanie auftritt, ist nicht geklärt. Einige Daten deuten an, dass rund 5% der mitteleuropäischen Frauen davon betroffen sind.

Die Krankheit beginnt in der Regel im Kindesalter. Es gibt aber auch Fälle, in denen dieser „Drang“ erst im erwachsenen Alter beginnt. Betroffen ist nicht nur die Kopfhaut, auch Wimpern, Schamhaare oder Augenbrauen, können Ziel der ungewollten Aktivitäten sein. Wichtig ist: in belastenden Situationen nimmt die Störung zu und führt zu einer zunehmen Spannung, die dann durch das Ausreißen der Haare abgebaut wird.

Die Betroffenen sind sich über ihr Verhalten bewusst und versuchen die kahlen Stellen zu kaschieren. Durch Mützen, Hüte und Perücken werden die Stellen überdecken. Die Angst, jemand könnte sie entdecken führt zu einem belastenden Schamgefühl. Möglichen Erklärungen, warum sie sich die Haare ausreißen, wird damit (verständlicherweise) ausgewichen.

Um der Krankheit zu begegnen, werden traditionelle Therapien wie die Verhaltenstherapie oder die Psychoanalyse empfohlen. Selbsthilfegruppen und das Gespräch mit anderen ist eine weitere Möglichkeit, um sich mit der Krankheit auseinander zu setzen. Das auch die Hypnose eine weitere, erfolgsversprechende Methode ist, wird im beigefügten Zeitungsartikel dokumentiert.

https://www.heute.at/life/gesundheit/story/Zwangsstoerung-Trichotillomanie–Ich-riss-mir-bueschelweise-Haare-aus–44835468