Beeinflussung durch Gesprächshypnose

Das Thema „Gesprächshypnose“ ist faszinierend. Wie ist es möglich, die Aufmerksamkeit eines Gesprächspartners zu lenken? Besteht die Gelegenheit, die Gedanken und Gefühle meines Gesprächspartners im Gespräch zu erkennen oder gar zu beeinflussen?

Antworten auf diese und weitere Fragen, habe ich in einem Workshop von Thomas van der Grinten erhalten. Er vermittelt in seinem Seminar „Gesprächshypnose“ zunächst einmal die Grundlagen erfolgreicher Fremdbeeinflussung. Dazu gehören die Veränderung und die Lenkung von Bewusstseinszuständen und die zielgerichtete Auslösung und Steuerung von leichten bis tiefen Trancezuständen. Ziel ist es, diese Techniken und Methoden zu nutzen und im Alltag umzusetzen.

Zunächst einmal hören sich diese Techniken für den unbedarften Laien erschreckend an. Bin ich dann doch gegen meinen Willen manipulierbar? Kann der Hypnotiseur meine Handlungen steuern, obwohl ich gar nicht will?

Mit der Gesprächshypnose ist die Manipulation eines Menschen nicht möglich! Ich kann niemanden dazu bringen etwas zu tun, was er nicht machen möchte. So ist es zum Bespiel nicht realistisch, einen Klienten dazu aufzufordern, in die nächste Bankfiliale zu gehen und Geld einzufordern (es sei denn, er hätte es sowie vor).

Was aber möglich ist: ich kann Menschen in meinem Sinn lenken. Dafür gibt es – neben der Gesprächshypnose – unterschiedliche Techniken aus dem NLP (Neurolinguistisches Programmieren) und der klassischen Sozialpsychologie. Vorgänge im Gehirn eines Menschen werden durch Sprache oder Handlung (einzelne Worte, Sprachmuster oder Unterbrechung von Handlungsmustern) angestoßen und zielgerichtet umgesetzt. Das folgende Beispiel aus der sozialpsychologischen Forschung mag das verdeutlichen:

Fadenscheinige Begründung und Erfolg

Sie arbeiten in einem Großraumbüro. Stellen Sie sich vor, sie müssten für einen dringenden Termin Fotokopien machen. Als sie am Kopierer ankommen, steht eine lange Schlange von Kollegen vor dem Kopierer. Was tun? Da Sie es eilig haben, könnten Sie fragen: „Wäre es okay, wenn ich den Kopierer vor ihnen benutze?“ Studien haben gezeigt, dass Sie mit dieser Frage in 60% der Fälle Erfolg haben und man Ihnen den Vortritt lässt. Das ist doch schon ein ganz gutes Ergebnis, oder?

Wenn Sie die Frage jedoch mit einem triftigen Grund verbinden, dann steigt die Erfolgsrate drastisch an. Ergänzen Sie den Satz zum Beispiel durch die Begründung „…, weil ich es sehr eilig habe“ oder „…., weil mein Chef die Unterlagen dringend benötigt“, dann steigt die Erfolgsrate auf 90%! Soweit so gut – Sie haben Glück und sehr nette Kollegen, könnte man meinen.

Erstaunlich wird das Ergebnis, wenn Sie eine Begründung abgeben, die sehr fadenscheinig ist und zum Beispiel fragen „Wäre es okay, wenn ich den Kopierer vor Ihnen benutze, weil ich Kopien machen muss?“. Auch in diesem Fall liegt ihre Erfolgsrate bei fast 90%! Die Forscher, die dieses Experiment durchgeführt haben, vermuten, dass Menschen bei einer kleinen Bitte gar nicht genau hinhören. Sie hören und verarbeiten nur „Wäre es okay, wenn ich den Kopierer vor Ihnen benutze, weil…blablabla“ und es erfolgt die Einordnung, dass in der Vergangenheit bei allen, die „weil“ gesagt haben, ein triftiger Grund vorhanden war. Das menschliche Gehirn ist also zu träge, um genau zu analysieren, weshalb die Bitte vorgetragen wurde. Ein einziges Wort mit ungeahnten Folgen! Allerdings gilt diese Regel nur bei kleinen Bitten. Wenn Sie die Bitte vortragen würden, 50 Kopien machen zu müssen, sinkt die Erfolgsrate drastisch ab. Trotz dieser Erkenntnis hat das Wort „weil“ eine magische Wirkung und Sie sollten es häufiger in Ihrer Kommunikation nutzen! (siehe dazu zum Bespiel Eskil Burck: Neue Psychologie der Beeinflussung, 2016, Seite 197f)

Kommen wir zurück zur Gesprächshypnose. Auch mit ihr können wir Menschen in unserem Sinn lenken. Gerade für Hypnosetherapeuten ist dieses Vorgehen hilfreich. Wenn Klienten, die hypnotisiert werden sollen, aufgeregt und – trotz ausführlicher Information – nervös sind, kann ich sie durch die Gesprächshypnose schon vor der eigentlichen Hypnoseinduktion beruhigen und vorbereiten. Ich bin fähig, Ihre Gedanken (und Ängste) zu steuern und erzeuge damit die gewünschte Reaktion, nämlich Offenheit und Neugierde.